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Inkontinenz bei Männern

Konstanze Moos | Lesedauer: 5 Minuten | 23.11.2020
Männer

Im Laufe ihres Lebens sind Männer deutlich weniger von Inkontinenz betroffen als Frauen. Allerdings relativiert sich das ab dem sechzigsten Lebensjahr. Lesen Sie hier über die Ursachen, Therapien und begleitenden Maßnahmen einer Inkontinenz bei Männern. Sich zu informieren, ist der erste und wichtigste Schritt! Aktiv sein, mit Inkontinenz!

Formen der Inkontinenz bei Männern

Inkontinenz

Belastungsinkontinenz

Ein plötzlicher Druck auf die Bänder und Muskeln im Beckenbodenbereich führt zu Harnverlust. Bei einer Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz) kommt es zu ungewolltem Harnverlust beim Husten, Lachen sowie beim Heben schwerer Gegenstände. Die Beckenbodenmuskulatur hat nicht genügen Kraft, die Harnröhre dicht zu verschließen.

Nach einer Prostataoperation kommt es nicht selten zu einer Belastungsinkontinenz.
Man nimmt an, dass bei der Operation die Nervenbahnen gestört oder sogar beschädigt werden. In diesem Bereich versorgen die Nerven den Harnblasen-Schließmuskel (M. sphincter urethrae). Dieser arbeitet mit den Verschlussmuskeln der Harnröhre zusammen.
Zu Funktionsstörungen kann es auch nach einer Strahlentherapie bei Prostatakrebs kommen.
Mit immer neuen, verfeinerten Operations- und Bestrahlungstechniken sind diese Fälle rückläufig.

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Dranginkontinenz

Bis zu 80 Prozent der Fälle von Inkontinenz bei Männern entfallen auf die Form der Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz). Dabei tritt unvermittelt ein extrem starker Harndrang auf. Meistens reicht die Zeit nicht mehr aus, um es rechtzeitig zur Toilette zu schaffen. Es kommt zu einem ungewollten Harnabgang. Zeitweise tritt dieser Drang in kurzen Zeitabständen auf, unabhängig vom Füllungsgrad der Blase. Auch nachts kann es zu häufigem Wasserlassen (Nykturie) kommen. Insgesamt schränkt eine ausgeprägte Dranginkontinenz die Aktivität und die Lebensqualität stark ein.
Stichworte, wie eine überaktive Blase, Reizblase, Blasenschwäche und imperativer Harndrang fallen in den Bereich der Dranginkontinenz.

Senioren

Überlaufinkontinenz

Männer leiden häufiger an einer Überlaufinkontinenz als Frauen. Es kommt zu einem ungewollten Harnabgang, weil die Blase regelrecht überläuft, da der Abfluss verlegt ist. Nach einem Toilettengang verbleibt oftmals noch Restharn in der Blase. Das geht dann mit einer erhöhten Anfälligkeit für Harnwegsinfekte und Blasenentzündungen einher.

Inkontinenz bei Männern: Diagnose & Therapie

Erfahrungsgemäß tun sich Männer immer noch besonders schwer, bei Beschwerden einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Bei Inkontinenz wird der Gang in die Praxis noch einmal mehr zur Hürde. Wer mag schon über ungewollten Harnabgang mit fremden Menschen reden? Gegen Inkontinenz gibt es viele erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten. Daher der Appell: Trauen Sie sich bei Miktionsproblemen, zeitnah eine urologische Praxis aufzusuchen! Auch jenseits der Sechzig muss man sich nicht mit einer Inkontinenz abfinden!

Inkontinenz bei Männern: gute Erfolge mit der richtigen Therapie

Neben der Beseitigung eventueller Ursachenerkrankungen erfolgt immer zuerst eine konservative Therapie. Das sind physiotherapeutische Maßnahmen und Arzneimittelgaben. Erst wenn damit keine Verbesserung erreicht wird, werden operative Maßnahmen erwägt.

Beckenbodentraining


Eine starke Beckenbodenmuskulatur ist die beste Grundlage für weiterführende Maßnahmen. Oft ist damit bereits die Inkontinenz besiegt oder zumindest abgeschwächt. In den Übungen geht es darum, die Muskeln ...

- zunächst im Beckenbodenbereich wahrzunehmen
- selektiv anspannen und entspannen zu können
- im weiteren Verlauf durch Übungen zu kräftigen

In allen Fällen von Inkontinenz empfiehlt es sich, die Übungen in Absprache mit physiologischen Fachkräften durchzuführen. Wichtig ist ein regelmäßiges Training, am besten zwei Mal täglich 10 bis 15 Minuten. Die Übungen selbst erfordern keinen großen Aufwand. Kontraktion und Entspannung der Beckenbodenmuskulatur, das lässt sich zum Teil auch ganz nebenbei üben.

Wenn es nicht möglich ist, die Verschließmuskeln willkürlich zu aktivieren, gibt es die Möglichkeit, sie passiv zu stimulieren. Zwei Techniken, die dabei zum Einsatz kommen können, sind die Elektrostimulation und die Biofeedback-Methode.
Mittels Elektrostimulation werden die Muskeln passiv angespannt. Übungsfortschritte lassen sich mit der Biofeedback-Methode sichtbar machen und protokollieren.

Inkontinent und das Leben genießen

Mit Inkontinenzhilfsmitteln können Sie auch während einer akuten Inkontinenz Phase ein entspanntes Leben führen. Aufsaugende Hilfsmittel gibt es in vielen Variationen, auf die männliche Anatomie abgestimmt. Einige Hersteller haben sich darauf spezialisiert, immer bessere Produkte speziell für Männer auf den Markt zu bringen. Die Anforderungen an aufsaugende Inkontinenz Hilfsmittel (Einlagen, Vorlagen, Schutzwäsche, Auflagen) sind:

- hohe und schnelle Saugkraft
- immer nur so klein und dünn wie nötig
- absorbieren des Urins ins Innere
- kein Nässegefühl an der Haut
- trockene Oberfläche bei Matratzenauflagen und Sitzpolster
- keine Geruchsbildung

Nehmen Sie sich die Zeit, das optimale Inkontinenz Produkt für sich und Ihre Situationen im Alltag herauszufinden. Scheuen Sie sich nicht, sich beraten zu lassen. Mit den richtigen aufsaugenden Hilfsmitteln können Sie ein unbeschwertes Leben führen! Tipp: Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob sie die Kosten oder einen Teil der Kosten für die Inkontinenz Hilfsmittel erstattet.

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