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Mobilisation in der Pflege: die besten Übungen & Hilfsmittel

Larissa Köberlein | Lesedauer: 6 Minuten | 09.09.2022
Motorik

Anziehen, im Bett aufrichten, durch das Zimmer gehen – was für unsereins eine alltägliche Nebensache ist, wird für viele Pflegebedürftige zur unüberwindbaren Aufgabe. Wenn die Mobilität Ihrer Angehörigen nachlässt, sind nicht nur Sie als Pflegeperson stärker gefordert. Auch die Gesundheit und die Psyche des Pflegebedürftigen leiden unter der Situation. Doch die gute Nachricht ist: Sie können Ihren Angehörigen in seiner Mobilität unterstützen. Wie Sie Mobilisation in der Pflege richtig anwenden und warum sie so wichtig für Sie als Team ist, lesen Sie in diesem Artikel.

Mobil, immobil, bettlägerig: Was trifft auf Ihren Angehörigen zu?

Wenn Ihr Angehöriger die folgenden Aktivitäten selbständig durchführen kann, gilt er als mobil:

  • sich im Bett in eine andere Position legen, z. B. vom Rücken auf die Seite (Lagewechsel),

  • sich im Bett aufsetzen,

  • aus dem Bett aufstehen,

  • den Körper bewegen (z. B. Arme und Beine),

  • gehen usw.

Kann Ihr Angehöriger einige dieser Bewegungen nicht mehr alleinständig? Dann gilt er in der Pflege als immobil oder sogar als bettlägerig, wenn er dabei komplett auf Ihre Hilfe angewiesen ist. In diesen Fällen sollten Sie ihn unbedingt mit aktivierender Mobilisation in Ihrer Pflege unterstützen.

Was versteht man unter Mobilisation in der Pflege?

Mit Mobilisation sind in der Pflege aktivierende Maßnahmen und Bewegungsförderung gemeint, sprich: Sie regen Ihren Angehörigen zur möglichst eigenständigen Bewegung an.

Wie genau machen Sie das? Indem Sie ihn beispielsweise dazu ermutigen, alltägliche Bewegungsabläufe selbst zu tun, z. B. aus dem Bett aufzustehen. Oder aber durch gezielte Bewegungsübungen. Die Intensität der Mobilisierung hängt dabei immer ab vom gesundheitlichen Zustand des Pflegebedürftigen.

Tipp: Vielleicht fühlen Sie sich aktuell überwältigt von all den Aufgaben, die in der Pflege auf Sie zukommen? Das ist nachvollziehbar, denn auch Sie dürfen sich erst noch an die neue Situation gewöhnen. Bei der Mobilisation ist es jedoch so: Wenn Sie Zeit in die Beweglichkeit Ihres Angehörigen investieren, ist das Zeit, die Sie an anderer Stelle wieder einsparen. Nämlich dann, wenn der Pflegebedürftige durch die Bewegungs- und Gehübungen selbständiger wird und bestimmte Bewegungen und Aufgaben ohne Ihre Unterstützung ausführen kann.

Warum ist die MObilisierung in der Pflege Ihres Angehörigen so wichtig?

Die Beweglichkeit des Pflegebedürftigen zu fördern, ist gleich aus zwei Gründen wichtig:

1. Körperliche Gesundheit

  • Mobilisation in der Pflege fördert die Beweglichkeit Ihres Angehörigen.

  • Sie hilft, seine Motorik und sein Reaktionsvermögen zu erhalten.

  • Sie beugt der Abnahme von Muskelkraft und -masse sowie der Instabilität seiner Knochen vor.

  • Sie hilft ihm, Kontrakturen der Gelenke zu vermeiden (in Form von Verkürzungen der Muskeln und Bänder und Veränderungen der Gelenkkapseln).

  • Sie beugt Stürzen vor.

  • Sie vermindert das Risiko für Sekundärerkrankungen wie Druckgeschwüre, Thrombose und Lungenentzündung.

  • Sie bringt seinen Kreislauf in Schwung.

  • Sie hilft dabei, seinen Appetit anzuregen.


2. Psychische Gesundheit

  • Dank der Mobilisationsübungen in der Pflege wird Ihr Angehöriger immer wieder Erfolgserlebnisse haben, wenn er bestimmte Bewegungen meistert. Das steigert nicht nur sein  Selbstwertgefühl, sondern schenkt ihm auch ein Stück Selbständigkeit. Verstärken Sie dieses Gefühl positiv mit einem Lob.

  • Kann sich der Pflegebedürftige eigenständiger bewegen, nimmt er auch lieber am alltäglichen Leben teil. Das verhindert, dass er sich sozial zurückzieht aus der Familie und Freundschaften. Mobilisation beugt also auch automatisch Einsamkeit vor.

Tipp: Sie sehen, welche großen Vorteile die Mobilisation für Ihren Angehörigen, aber auch für Sie als Pflegeperson hat. Lassen Sie die Übungen deshalb nicht schleifen, sondern integrieren Sie sie konsequent in den Tagesablauf des Pflegebedürftigen. Natürlich sollten Sie sich vor jeder Bewegungseinheit davon überzeugen, dass es Ihrem Angehörigen gut geht, dass sein Kreislauf stabil genug ist und er keine Schmerzen hat. Ein liebevoller Umgang ist auch bei der Anwendung von Mobilisationstechniken in der Pflege das A und O.

Was muss ich bei der Mobilisation in der Pflege beachten?

Die folgenden Punkte sollten Sie bei der Mobilisierung und den entsprechenden Übungen berücksichtigen:

1. Für Sicherheit sorgen:

Nutzt Ihr Angehöriger körperanliegende Hilfsmittel wie Katheter oder Sonden? Dann sichern Sie diese vor jeder Bewegungseinheit so, dass diese die Übungen nicht behindern.

Mobilisation in der Pflege

Bei Umpositionierungen im Bett sollten keine Kissen und Decken im Weg sein.

Mobilisation in der Pflege

Entfernen Sie Stolperfallen wie Teppichkanten und lose Kabel, bevor Sie Gehübungen im Raum machen.

Mobilisation in der Pflege

Wenn sich der Pflegebedürftige selbständig fortbewegt, achten Sie darauf, dass er rutschfeste Schuhe trägt, die gut sitzen.

2. Aktuelle Gesundheit berücksichtigen:

Hatte Ihr Angehöriger gerade erst eine Operation oder leidet er unter einer akuten Erkrankung? Kurz nach einer Herz-Operation sollte sein Organismus beispielsweise möglichst wenig belastet werden. Sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt ab, welche Bewegungen in welcher Intensität möglich sind.

Tipp: Leidet Ihr Angehöriger bereits unter Kontrakturen? Ziehen Sie einen Physiotherapeuten hinzu und lassen Sie sich genau zeigen, welche Bewegungen der Pflegebedürftige machen darf und soll.

3. Gute Atmosphäre schaffen:

Gehen Sie in guter Stimmung an die Mobilisation heran, denn das überträgt sich auch positiv auf Ihren Angehörigen. Kommunizieren Sie während der Übungen möglichst viel mit ihm und fragen Sie: „Was findest du angenehm? Bereitet dir eine bestimmte Bewegung Schmerzen?“. Falls ein Gespräch nicht möglich ist, orientieren Sie sich an den Reaktionen und der Mimik des Pflegebedürftigen.

Tipp: Es wird Phasen geben, in denen Sie selbst erschöpft und gereizt sind. Auch das ist normal und darf sein. Erkennen Sie sich dafür an, dass Sie viel Zeit und Geduld für Ihren Angehörigen aufbringen. Mit sich selbst als Pflegeperson liebevoll umzugehen, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Sie Ihrer Aufgabe gewachsen bleiben.

Welche Möglichkeiten der Mobilisation gibt es?

Bei der Mobilisation in der Pflege gibt es zwei Arten:

  1. Konkrete Übungen, mit denen Sie die Mobilität Ihres Angehörigen fördern: Soweit möglich, bewegt sich Ihr Angehöriger dabei selbst. Alternativ bewegen Sie für ihn seine Arme und Beine zur Aktivierung.

  2. Das Unterstützen in alltäglichen Bewegungssituationen wie Zähneputzen, Haare kämmen oder Positionsveränderung im Bett

Jeder Pflegebedürftige verfügt über individuelle Ressourcen (Muskelkraft, Ausdauer etc.) und hat unterschiedliche Bewegungsschwierigkeiten, die zunächst von einem Arzt oder von ausgebildetem Pflegepersonal eingeschätzt werden sollten.

Sprechen Sie daher mit Arzt oder Physiotherapeut ab, welche Übungen Sie mit Ihrem Angehörigen durchführen sollen. Zur Übersicht hier Beispiele für Mobilisationsübungen in der Pflege:

  • Mobilisation aus dem Bett in den Stand oder in den Rollstuhl

  • Geführtes Gehen durch den Raum

  • Mobilisation vom Stuhl ins Bett

Mobilisation in der Pflege

Tipp: Sie können sowohl in öffentlichen Pflegekursen als auch in Pflegeschulungen bei Ihnen zuhause praktische Handgriffe zur Mobilisation Ihres Angehörigen erlernen. Die Kosten dafür übernimmt die  Pflegekasse.

Welche Hilfsmittel zu Mobilisation gibt es?

Nutzen Sie unbedingt Hilfsmittel zur Mobilisation in der Pflege. Dadurch erleichtern Sie Ihrem Angehörigen gerade bei Bettlägerigkeit die alltäglichen Bewegungen und sparen selbst unnötigen Kraftaufwand. Hier einige Beispiele:

  • Aufsteh- und Umsetzhilfen

  • Anti-Rutsch-Matten (besonders zur Mobilisation aus dem Bett)

  • Badewannenlift

  • verstellbares Pflegebett

Fazit

Die Mobilisation Ihres Angehörigen ist ein wichtiger Baustein in seiner Pflege. Denn Sie fördern dadurch nicht nur seine körperliche Gesundheit, sondern auch sein psychisches Wohlbefinden. Sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt ab, welche Bewegungen zur Prophylaxe,  Erhaltung und Heilung für den Pflegebedürftigen geeignet sind. Ausgebildete Pflegekräfte und Physiotherapeuten zeigen Ihnen, wie Sie die Übungen mit Ihrem Angehörigen durchführen können.

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